Gefährliches Hobby - Augenarzt von Kugeln durchsiebt 

Spaziergänger finden die Leiche eines Augenarztes auf freiem Feld weitab jeder Ortschaft. Der Körper weist zahlreiche Einschüsse auf. Tatwaffe: eine englische Maschinenpistole aus dem 2. Weltkrieg. Was steckt hinter der Bluttat? Eine Spur führt zu einem Waffenhändler aus Südosteuropa, andere weisen ins Rockermilieu der Bandidos und Hells Angels.

Freitag, 8. Januar 2010. Dr. Udo Schmitz (51) arbeitet erst seit wenigen Tagen als Augenarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Erkelenz. Der Arbeitstag verläuft zunächst völlig normal. Niemand weiß, dass er an diesem Abend eine wichtige und offensichtlich gefährliche Verabredung hat. Doch je näher der Termin rückt, desto nervöser wird er.

Unterschiedliche Hobbies
Dr. Schmitz lebt allein in einer kleinen Wohnung in Erkelenz. Er hat eine umfangreiche Sammlung von Gitarren aller Art. Eine Leidenschaft des Arztes ist seit jeher die Musik. Die Gitarren kauft er unter anderem im Music-Store Köln. Ein anderes Faible von ihm: Waffen. Dr. Schmidt ist zeitweise Mitglied im örtlichen Schützenverein. Er besitzt mehrere Kurzwaffen - legal. Aber er verfügt auch über illegale Waffen - Maschinenpistolen - Kalschnikows - zum Beispiel. Um sie zu beschaffen, pflegt er Kontakte, die ihm wohl zum Verhängnis geworden sind.

Was am Abend des 8. Januar passiert, basiert auf der Aussage eines Informanten, über den die Polizei bisher keine Angaben macht. Danach soll sich Dr. Schmitz mit einem Albaner namens "Drago" getroffen haben, vielleicht zunächst in der Wohnung des Arztes in Erkelenz. Laut Informant will Dr. Schmitz offenbar eine englische Maschinenpistole STEN MK II ausprobieren, bei deren Beschaffung "Drago" eine Rolle gespielt haben könnte. Die Männer sollen mit dem Auto einige Kilometer weit aufs Land gefahren und schließlich abseits von Häusern und Dörfern auf einem freien Feld gehalten haben.

Streit mit Folgen
Was dann geschieht, ist nur anhand der Spurenlage zu rekonstruieren: Beim Test der MP kommt es zu einem Streit. Bevor sich Dr. Schmitz mit einer zur Sicherheit mitgenommenen Kurzwaffe zur Wehr setzen kann, löst sein Kontrahent eine MP-Salve aus, die den Augenarzt sofort tötet. Wer ist "Drago"? Gibt es diese Person wirklich?

Tatwaffe:
Maschinenpistole STEN MK II mit Skelettgriffstück. Sie wurde bis heute nicht gefunden.   

Frage nach Zeugen:
Im Jahre 2008 hat Dr. Schmitz angeblich versucht, auf einem Pendlerparkplatz in Aldenhoven - an der A 44 Aachen-Düsseldorf - eine Maschinenpistole "Kalaschnikow" an den Albaner namens "Drago" zu verkaufen. Das Geschäft platzte, weil "Drago" absprachewidrig nicht allein, sondern mit drei weiteren Männern auftauchte. Wer hat dieses Treffen beobachtet?

Ermittlungsfragen:
Die Polizei bittet um Hinweise zu Kontakten, die Dr. Udo Schmitz gehabt habe:
- zu den Rockergruppen Bandidos und Hells Angels
- zu Kunden des Music-Store Köln
- zu albanischen Staatsangehörigen
- zu Waffenkäufern
- zu "Drago"

Belohnung: Für Hinweise, die zur Ergreifung der oder des Täters führen, ist eine Belohnung von 20.000 Euro ausgesetzt.

Zuständig: Kripo Aachen, Telefon: (0241) 95 77 0

Erstellt: 26.09.2010  |  14:07:36

 


 Erkelenzer Mord: Fehler bei der Spurensicherung

Von Marlon Gego | 19.10.2010, 18:27

Erkelenz. Im Fall des ermordeten Erkelenzer Augenarztes Udo Schmitz gibt es weiter keine Spur des Täters. Das teilte die Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit. Nach Informationen dieser Zeitung steht das Ermittlungsverfahren vor der Einstellung.
Udo Schmitz, damals 51 Jahre alt, war am 9. Januar auf einem Parkplatz in Erkelenz-Imerath mit mehr als 40 Schüssen aus einer Maschinenpistole erschossen worden. Da der Täter das Magazin gewechselt haben muss, scheidet ein Unfall aus. Auch die Thematisierung des Falles in der ZDF-Sendung «XY... ungelöst» hatte keine entscheidenden Hinweise gebracht.

Dass Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft so große Probleme haben, überhaupt Spuren zu finden, könnte auch mit der Situation am Tatort am Tag der Tat zu tun haben. Nach Recherchen dieser Zeitung fand die Aachener Kriminalpolizei bei ihrem Eintreffen am 9. Januar gegen 16 Uhr den Parkplatz, auf dem Schmitz erschossen wurde, einigermaßen verwüstet vor. Bei der Spurensicherung unterliefen den örtlichen Polizisten offenbar Fehler, die Feuerwehr rückte mit schwerem Gerät an und vernichtete so möglicherweise weitere Hinweise.

Unterdessen erwägt der Politiker Manfred Hämmerle, Fraktionsvorsitzender der Linken im Hückelhovener Stadtrat, Schadenseratzansprüche gegenüber der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft geltend zu machen. Hämmerle hält es für unangemessen, dass die Staatsanwaltschaft ihn in der ZDF-Sendung «XY... ungelöst» mit dem Fall Udo Schmitz in Verbindung gebracht hat.

azweb


 

Erkelenz
Mord bleibt rätselhaft
VON ANGELIKA HAHN - zuletzt aktualisiert: 07.01.2011

Erkelenz (RP) Am 9. Januar vor einem Jahr wurde der Erkelenzer Augenarzt in einem Feld bei Immerath erschossen aufgefunden. Wie es zu der Tat kam, ist nach wie vor ungeklärt. Die Ermittlungen stehen vor der Einstellung.

Das Szenario mitten im weiten schneebedeckten Feld und die mysteriösen Hintergründe der Bluttat wirken wie der Stoff für einen Thriller – und doch geht es um schockierende Realität. Am Sonntag, 9. Januar, vor einem Jahr wurde die von vielen Schüssen aus einer Maschinenpistole getroffene Leiche des Erkelenzer Augenarztes Udo S. (51) auf einem Feldweg bei Immerath gefunden. Bis heute gibt es keine Spur von einem Mörder.

"Wir gehen noch letzten Hinweisen nach, die nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im August bei der Mordkommission in Aachen eingegangenen sind", sagte der Peter Aldenhoff, Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, gestern auf Anfrage. Nach wie vor sei keine "heiße Spur" in Sicht. Schon im Herbst hielt Aldenhoff das Ende der Ermittlungen für absehbar. Dass dies noch nicht geschehen ist, habe mit einem aktuellen Mord in Düren zu tun, der die Arbeit der ermittelnden Beamten binde, sagte Aldenhoff.
Info

Der Mordfall

Spurensuche Nach dem Mord an Udo S. ist die Polizei vielen Hinweisen nachgegangen, die sich auf das undurchsichtige Privatleben des Arztes bezogen. Geredet wurde von Beziehungen der Opfers zur Russenmafia (aufgrund einer russischen Freundin) und zum zwielichtigen Rockerclub Bandidos (Bandidos-Symbol auf dem Klingelschild von Udo S.).

Ergebnis Ins Visier der Ermittler geriet dabei wegen illegaler Waffengeschäfte Manfred Hämmerle, der Motorrad- und Schützenfreund des Opfers. Die Suche nach einem Tatverdächtigen aber blieb erfolglos.

Kein Tötungsdelikt in der Region hat in den vergangenen Jahren derart viele skandalträchtige Spekulationen ins Kraut schießen lassen wie der Mord an dem vordergründig honorigen Augenarzt, der in seinem Privatleben Kontakte zur Motorrad-Rockerszene unterhielt und den Nervenkitzel im Umgang mit illegalen Waffen genoss. So zeigte es auch der Filmbeitrag in der ZDF-Fahndungssendung, der sich auf Aussagen des Bruders von Udo S. stützte.

Sicher ist: Der Arzt, Sportschütze mit Waffenschein, besaß und verkaufte illegale Waffen, auch wenn ihn die Ermittler nicht als Waffenhändler im engeren Sinne bezeichneten. Bei dieser "Freizeitbeschäftigung" unterstützte ihn der Hückelhovener Ratsherr (Linke), Manfred Hämmerle, den nun ein eigenes Verfahren wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz erwartet. Als mordverdächtig wurde Hämmerle von der Staatsanwaltschaft indes nie bezeichnet.


Sie bestätigte aber, dass er Udo S. die bislang nicht aufgefundene Mordwaffe (STEN/Typ MK II), eine britische Kriegswaffe aus dem Zweiten Weltkrieg, besorgt hatte. Auch begleitete er den Augenarzt 2008 zu dem im Film ebenfalls gespielten Treffen mit dem angeblichen Albaner namens "Drago", dem Udo S. auf einem Parkplatz an der Autobahn 44 bei Aldenhoven mehrere Kalaschnikows verkaufen wollte. Der Kontakt kam angeblich nach Auftauchen einer undurchsichtigen Männergruppe nicht zustande. Die Suche der Polizei nach Drago verlief ebenfalls im Sande.

Bis heute unklar sind die Umstände der Tat am Schneechaos-Wochenende Anfang Januar 2009, was die Spurensuche erschwerte. "Aus ermittlungstechnischen Gründen" wie es immer wieder hieß, hat die Polizei nie einen genauen Todeszeitpunkt von Udo S. veröffentlicht. Unbekannt ist nach wie vor, wie und mit wem das Opfer nach Immerath gekommen ist. Der Wagen des Arztes stand am 9. Januar vor dessen Wohnung in Erkelenz.

Quelle:http://www.rp-online.de/niederrheinsued/erkelenz/nachrichten/erkelenz/...


Mord a.d.Augenarzt Udo Schmitz



Ratsherr der Linken vor Gericht

(gego) | 05.01.2012, 00:08

Aachen/Hückelhoven. Der Prozess gegen den Fraktionsvorsitzenden der Linken im Hückelhovener Stadtrat, Manfred H., wird voraussichtlich Mitte April beginnen.


Das teilte der Sprecher des Mönchengladbacher Landgerichts, Joachim Banke, Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung mit. Manfred H. und sechs weiteren Angeklagten, von denen fünf im Kreis Heinsberg leben, werden Verstöße gegen verschiedene Waffen- und Sprengstoffgesetze zur Last gelegt.

Manfred H. war überdies der bislang einzige Verdächtige im Fall des am 9. Januar 2010 in Erkelenz-Imerath ermordeten Augenarztes Udo Schmitz. Die Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Schmitz mit der britischen Weltkriegs-Maschinenpistole Sten MK II erschossen wurde, die H. in Schmitz' Auftrag im November 2009 von einem der anderen Angeklagten in Heinsberg-Waldesrath für 600 Euro gekauft hatte. Mit der Waffe erhielt er 50 Schuss Munition. Als Schmitz' Leiche am Nachmittag des 9. Januar 2010 gegen 16.05 Uhr von Spaziergängern gefunden wurde, befand sich diese Munition fast sämtlich in seinem Bauch bzw. Unterleib.

Nahezu zwei ganze Magazine hatte der Täter auf den Erkelenzer Augenarzt abgefeuert, weswegen die Polizei zunächst von einer Beziehungstat ausging. Unter Schmitz' Leiche fand die Polizei eine geladene Pistole der Marke Ceska, die H. von einem der weiteren Angeklagten erhalten hatte, und die er Schmitz irgendwann zwischen dem 1. und dem 7. Januar 2010, jedenfalls noch kurz vor dessen Ermordung, gegeben haben will.

Nach dem Mord an Schmitz stießen die Ermittler schnell auf dessen Kontakte zu Manfred H., schon fünf Tage nach dem Mord wurde H.s Haus in Hückelhoven von der Polizei durchsucht. Dabei fand sie im Keller Teile eines Repetiergewehrs und in der Garage ein mit Plastik ummanteltes Kupferrohr mit Zündschnur. In dem Rohr befand sich explosives Treibladungspulver. Das Landeskriminalamt bezeichnete diese Konstruktion in einem Gutachten als Bombe.

Nach mehreren Verhören bei der Mordkommission in Aachen schienen H.s Angaben zu seinem Alibi für die angenommene Mordzeit, den Mittag des 9. Januar 2010, zunächst widersprüchlich zu sein. Die Polizei glaubte, sie habe den Täter. Doch nach weiteren Verhören waren H.s Aussagen nicht mehr zu widerlegen. «Es blieb ein schaler Beigeschmack», sagte einer der Ermittler gegenüber unserer Zeitung, «aber vor Gericht zählen nur beweisbare Fakten, keine Vermutungen.» Bezüglich der gegen ihn erhobenen Verstöße gegen Waffen- und Sprengstoffgesetze ist Manfred H. weitgehend geständig. Ihm droht eine Haftstrafe von mindestens einem Jahr.

Die nächste Verzögerung

Nachdem sich die Ermittlungen gegen H. und die sechs Mitangeklagten trotz vergleichsweise guter Beweislage über eineinhalb Jahre zogen, lässt nun auch der Prozessauftakt ungewöhnlich lange auf sich warten. Vergangenen Sommer ging der Gerichtssprecher von einem Verhandlungsbeginn im Herbst 2011 aus, am Mittwoch nannte er als neues Datum Mitte April.

Die Staatsanwaltschaft erklärte am Mittwoch auf Anfrage, der Prozessauftakt verzögere sich auch deswegen, weil einer der Angeklagten in Koblenz wegen ähnlicher Vorwürfe vor Gericht gestanden habe. 

http://www.aachener-zeitung.de/lokales/euregio-detail-az/1984404/Ratsherr-der-Linken-vor-Gericht 


 

ErkelenzArztmord: Hinweis bald geklärt?

VON GABI LAUE - zuletzt aktualisiert: 09.01.2013

Erkelenz (RP). Auf den Tag heute vor drei Jahren wurde der Augenarzt Udo S. (51) erschossen im Feld bei Immerath entdeckt. Bei der Auswertung einer neuen Spur rechnet die Staatsanwaltschaft mit baldigem Ergebnis.

 
Die Spurensicherung im Feld gestaltete sich schwierig: Schneesturm Daisy hatte die Leiche zugeweht, schwere Fahrzeuge rollten in Tatortnähe. Foto: pke (Archiv)
Die Spurensicherung im Feld gestaltete sich schwierig: Schneesturm Daisy hatte die Leiche zugeweht, schwere Fahrzeuge rollten in Tatortnähe. Foto: pke (Archiv)

Seine Familie kann das grausame Schicksal nicht verwinden. Die Tatsache, dass der Mörder des Erkelenzer Augenarztes noch auf freiem Fuß lebt, lässt den Hinterbliebenen keine Ruhe. Im vergangenen Sommer tauchte eine neue Spur auf, die das Landeskriminalamt untersucht. "Es sind anonyme Briefe geschrieben worden", sagte Staatsanwältin Carola Guddat gestern. Zum Inhalt wollte sie sich nicht äußern, nur so viel: Verdächtige wurden nicht benannt. Dennoch wolle man keinen Ermittlungsansatz außer Acht lassen. Zur neuen Spur rechnet die Staatsanwältin "mit einem baldigen Ergebnis".

Spaziergänger hatten den durch Salven aus einem Maschinengewehr getöteten 51-Jährigen am Samstag, 9. Januar 2010, gegen 16 Uhr gefunden – neben einem Wirtschaftsweg mitten auf einem Feld zwischen Immerath und Titz gegenüber der Einmündung der Landstraßen L 19 und L 277. In den Stunden nach Freitagnachmittag muss Udo S. unter bisher nicht geklärten Umständen ermordet worden sein. Unter seinem Körper lag eine Pistole, aus der ebenfalls geschossen wurde. Die Tatwaffe, eine britische Weltkriegs-MP Marke STEN MK II, war in den Jahren zuvor durch mehrere Hände gegangen und im November 2009 schließlich von dem Hückelhovener Manfred H. für den Arzt gekauft worden. Das Maschinengewehr ist spurlos verschwunden. Die bei dem Getöteten gefundene Pistole, eine Ceska, Modell 27, Kaliber 7,65 Millimeter, hatte ebenfalls H. dem Augenarzt übergeben. Der Hückelhovener musste sich im April 2012 mit sechs weiteren "Waffennarren" vor dem Landgericht Mönchengladbach unter anderem wegen Waffenhandels verantworten und wurde zu einem Jahr und zehn Monaten Haft, zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, verurteilt.

Der Waffen-Prozess brachte ebenso wenig neue Erkenntnisse zu dem Mord wie ein Beitrag in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im August 2010. Rund 20 Hinweise gingen damals ein – zum Täter führten sie nicht. Mindestens ein Mensch aber weiß, warum und durch wen Udo S. sein Leben verlor. In der Familie bleibt ein Funken Hoffnung, dass jemand irgendwann den Mut aufbringt, sein Wissen preiszugeben.

 

http://www.rp-online.de/niederrhein-sued/erkelenz/nachrichten/arztmord-hinweis-bald-geklaert-1.3127831

 


 

 

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