Neue Ansätze im Mordfall der achtjährigen Johanna

002.09.09                                       

Friedberg - Zehn Jahre nach der Ermordung der damals achtjährigen Johanna Bohnacker aus Ranstadt-Bobenhausen (Wetteraukreis) verfolgt die Polizei einen neuen Ermittlungsansatz.

„Aufgrund bestimmter Umstände schließen wir es nicht aus, dass ein Mittäter oder eine Mittäterin dabei war“, sagte der Sprecher der Polizei Friedberg (Wetteraukreis), Willi Schwarz, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AP. Bislang war die Polizei stets von einem Einzeltäter ausgegangen. Zudem gehe die Polizei inzwischen davon aus, dass Johanna ihre Mörder kannte und dass es Mitwisser der Tat gibt. Die Ermittler hätten den Fall nicht zu den Akten gelegt und verfolgten nach wie vor jede erdenkliche Spur. Die Weiterentwicklung der Kriminaltechnik arbeite gegen den Mörder.

Johanna war am 2. September 1999 in ihrem Heimatort beim Spielen verschwunden. Das Mädchen wurde zuletzt gegen 17.20 Uhr in der Nähe des örtlichen Sportplatzes lebend gesehen. Am 1. April 2000 wurde die Leiche des Kindes nahe der Autobahn Frankfurt-Kassel bei Alsfeld in Nordhessen gefunden. Auf einem Klebeband, mit dem das Kind offenbar gefesselt war, fand sich eine Handflächenspur. Insgesamt drei Massenvergleichstests in der Bevölkerung führten bislang nicht zu einem Fahndungserfolg.


War eine Frau dabei?

Von MARCO SCHWARZ

Es ist einer der größten ungelösten Mordfälle Hessens. Wer verschleppte und ermordete Johanna Bohnacker (8)? Genau 10 Jahre nach der Tat hat die Kripo neue Spuren und geht von mehreren Tätern aus!

2. September 1999: Am Sportplatz von Ranstadt-Bobenhausen sucht ein Großaufgebot nach einem verschwundenen Kind. Die kleine Johanna ist nicht zum Abendbrot heim gekommen.

Sieben Monate später werden die schlimmsten Befürchtungen traurige Gewissheit. Ein Spaziergänger findet kindliche Skelett-Teile an der A5 bei Alsfeld. Johanna.

Bis heute wurden tausende Spuren abgearbeitet. Doch der Mörder ist immer noch unerkannt auf freiem Fuß. Jetzt hat die Polizei neue Hoffnung, den Killer doch noch zu schnappen. Neue Fallanalysen ergeben neue Ansätze.

Das Unglaublichste:
Es hat vermutlich mehrere Täter gegeben! Polizeisprecher Willi Schwarz: „Die These hat sich verfestigt, dass es sich bei der Tatausführung um mehr als eine Person gehandelt haben kann – sei es beim Abholen, bei der Tat selbst, oder auch beim Verbringen der Leiche in den Wald bei Alsfeld.“

Selbst eine Frau kommt als Komplizin ausdrücklich in Frage, sagt die „Soko Johanna“! Für die Ermittler ist ebenfalls klar, dass Johanna ihre Killer gekannt haben muss.

Um weitere Zeugenhinweise zu bekommen, hat die Kripo Friedberg gestern ein riesiges Schild am Sportplatz Bobenhausen aufstellen lassen. Es zeigt Johanna – und die Frage: „Wo sind deine Mörder?“

Willi Schwarz: „Dieses Schild ist eine klare Botschaft an die Täter: Mord verjährt nicht!“

25 000 Euro hat die Staatsanwaltschaft Gießen zur Aufklärung ausgesetzt. Tel: 06031/601-0


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