Das ist einer der grausamsten Fälle, die ich je gelesen habe. Ich hoffe, das der Täter doch noch gefasst werden kann.

Der Junge wurde grausam umgebracht, ausbluten gelassen und anschliessend massakriert.


Am 26.03.1998 starb Tristan Brübach einen einsamen, schrecklichen Tod.

Im nasskalten Liederbach-Tunnel massakrierte ein Killer den 13-Jährigen, ließ den Körper des sterbenden Schülers ausbluten, verstümmelte die Kinderleiche. Jetzt gibt es eine neue Spur vom dem irren Kindermörder! Wer kennt diesen Hasenscharten-Mann mit den stahlblauen Augen?

26. März ´98: Tristan verlässt um 13.30 Uhr die Meisterschule. Um 15.20 Uhr wird der Fünftklässler zuletzt lebend gesehen. Im Park am Höchster Busbahnhof. Um 17.08 Uhr der Leichenfund!

Die perverse Vorgehensweise des Mörders – einmalig in der Kriminalgeschichte: Der Täter prügelt Tristan durch wuchtige Hiebe ins Gesicht bewußtlos, dann schneidet er ihm die Kehle durch. Ein Ermittler: „Den Leichnam ließ der Mörder erst im Liederbach ausbluten. Dann zog er Tristan im Tunnel die Unterhose runter, setzte einen tiefen Schnitt oberhalb des Schambeines. Der Mörder schnitt den Hodensack auf und entnahm beide Hoden. Dann trennte er an Gesäß und Oberschenkel Muskelfleisch heraus.“

Die Mordkommission überprüfte Tausende, machte Speichel-Serientests, sortierte 20 000 Spurenträger – kaum Erfolg. Bis auf einen blutigen Fingerabdruck!

Jetzt haben K11-Fahnder sich erneut durch die 360 (!) Aktenordner des Mordfalls gearbeitet. Dabei stießen sie immer wieder auf den Mann mit dem Pferdeschwanz... Zwar hatten Kripo-Fahnder bereits ´98 alle Langhaarigen überprüft, doch dieser Mann blieb verschwunden.

Anhand von 3 „glaubhaften Zeugen“ konnte jetzt dieses Phantombild beim LKA erstellt werden.

Der Tristan-Mörder ist ca. 175 cm, 20-30, ungepflegt, hager, blasses Gesicht, Narbe oder Hasenscharte an der Oberlippe.

Das Bild – vermutlich die letzte Chance vom K11 den Killer zu fassen.

20 000 Euro Belohnung: 3 069 / 755-51108.

 

 

Foto von dem Tunnel in dem Tristan so grausam umgebracht w

 

Hier noch einmal der ganze Fall:

Tagesablauf von Tristan Brübach am Todestag, 26.03.1998

Am 26.03.1998 verließ der Vater von Tristan, Bernd Brübach, gegen 04:30 Uhr die Wohnung und ging zur Arbeit. Tristan stand wie üblich alleine auf, um zur Schule zu gehen. Gegen 08:00 Uhr rief Tristan seinen Vater auf der Arbeitsstelle an, weil er über Rückenschmerzen klagte und nicht zur Schule gehen wollte. Sein Vater konnte ihn allerdings dazu bewegen, doch in die Schule zu gehen und später den Hausarzt aufzusuchen. Tristan telefonierte um diese Zeit mit seinem Vater aus einer zur Wohnung nahegelegenen Telefonzelle. Nach dem Telefonat traf Tristan zufällig seinen Freund Boris. Beide fassten den Entschluss, vor der Schule nochmal eine Zigarette zu rauchen. Dadurch verspätete sich Tristan und kam erst zur 2. Stunde, gegen 09:00 Uhr, in den Unterricht.

Seine Klassenlehrerin bestätigte, dass Tristan bis ca. 13:30 Uhr durchgängig in der Schule war. Tristan nahm am Unterricht und am gemeinsamen Mittagessen (12:30 Uhr - 13:15 Uhr) teil. Nach dem Mittagessen fragte Tristan die Klassenlehrerin, ob er zum Arzt gehen könnte, weil er starke Rückenschmerzen hatte. Dabei gab Tristan an, am Tag zuvor vom Baum gefallen zu sein. Tatsächlich hat er sich mit seinem Freund Maik mit Steinen beworfen, wobei Tristan durch einen Steinwurf am Rücken verletzt wurde. Die Lehrerin stimmte dem Arztbesuch zu und Tristan verließ gegen 13:30 Uhr die Schule.

Eine Mitschülerin einer anderen Klasse hat Tristan gesehen, als er an der Haltestelle Allesinastraße, in Höhe der Schule, in den Bus stieg und in Richtung Bahnhof Höchst fuhr. Er nahm wie immer, auf der hinteren Rückbank im Bus Platz.

Zwischen 14:00 Uhr und 14:20 Uhr wurde Tristan von seinem Freund Boris im Bus fahrend gesehen. Boris saß zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Bus und versuchte Tristan auf sich aufmerksam zu machen. Tristan nahm jedoch die Zeichen von Boris nicht wahr. Um seinen Freund zu treffen, verließ Boris seinen Bus und versuchte auf einem kürzeren Weg den Bahnhof Höchst zu erreichen. Dabei rannte er durch die Höchster Fußgängerzone, die der Bus auf einem längeren Weg umfahren muss. Doch als Boris am Höchster Bahnhof ankam, fand er Tristan nicht und ging nach Hause.

Ein Schüler der Hostatoschule sah Tristan auf seinem Nachhauseweg gegen 14:15/14:25 Uhr am Höchster Bahnhof, als er alleine auf einer Bank saß.

Letztmals lebend gesehen, wurde Tristan gegen 15:20 Uhr, als er auf einer Bank in einer parkähnlichen Anlage, in der Nähe vom Höchster Busbahnhof saß. Aufgrund seiner Tierliebe kam er dabei mit einer Hundehalterin ins Gespräch, die ihren Hund ausführte. Nachdem die Hundehalterin ihren Weg fortsetzte und sich dabei nochmal umschaute, stellte sie fest, dass auf der Bank neben Tristan zwei männliche, vermutlich ausländische, Personen saßen.

Etwa um 15:30 Uhr spielten drei Jugendliche auf dem Spielplatz hinter dem Anwesen Adelonstraße 31, als sie sich entschlossen zum Bahnhof Höchst zu gehen, um mit dem Bus zum Sportplatz zu fahren. Um ihren Fußweg abzukürzen, wollten die drei Kinder durch den Tunnel des Liederbaches gehen. Als die den Tunnel betreten hatten, sahen sie einen Mann, der sich über einen Gegenstand auf dem Betonsockel beugte. Die Kinder beobachteten den Mann etwa zwei Minuten und entschlossen sich dann für den längeren Fußweg um den Tunnel herum. Durch die weiteren Ermittlungen dürfte feststehen, dass diese drei Kinder den Mörder von Tristan bei seiner Tat beobachtet haben, wobei sie allerdings die Tat nicht als solche erkannt haben. Bei den Vernehmungen der drei Kinder hat sich eine brauchbare Täterbeschreibung herkristallisiert, die allerdings noch nicht zur Identifizierung geführt hat.

Die Meldung vom Leichenfund ging bei der Polizei erst gegen 17:08 Uhr ein. Ein Kinderbetreuer einer in Tatortnähe liegenden Kindertagesstätte wurde von zwei Kindern informiert, dass im Tunnel eine Leiche liegen würde. Die beiden Kinder spielten ebenfalls auf dem Spielplatz hinter der Adelonstraße 31 und trafen dort auf die zuvor erwähnten Jugendlichen. Etwa eine halbe Stunde später (ca. 16:00 Uhr), nachdem die drei Jugendlichen mit dem Bus zum Sportplatz fahren wollten, entschlossen sich die beiden Kinder ins Kinderhaus auf die andere Seite der Bahnschienen zu gehen. Auch die beiden nahmen die Abkürzung durch den Tunnel des Liederbaches. Dort fanden sie auf dem Betonsockel die Leiche von Tristan. Die beiden Kinder erzählten dem Betreuer im Kinderheim von ihrem schrecklichen Fund. Nachdem der Betreuer sich vom Wahrheitsgehalt überzeugt hatte, verständigte er die Polizei.

 

Biographie von Tristan

Tristan war das einzige Kind der Eheleute Iris und Bernd Brübach. Er wurde am 03.10.1984 in Frankfurt geboren und wuchs in den Frankfurter Stadtteilen Höchst und Unterliederbach auf.

Im Jahre 1995 verstarb seine Mutter. Bernd Brübach mußte als alleinerziehender Vater seine Vollzeitbeschäftigung beibehalten, um die Lebenshaltungskosten der Familie bestreiten zu können.

Tristan entwickelte sich trotz des tragischen Verlustes der Mutter relativ gut und altersgerecht.
Bernd Brübach wurde durch Tristans Großmutter unterstützt, die dem Jungen zusätzlichen Halt gab.
Tristan besuchte zuletzt die 5. Klasse der Meisterschule in Frankfurt-Sindlingen, auf die er kurz zuvor vonder Walter-Kolb-Schule in Frankfurt-Höchst gewechselt war.

Tristan versuchte, körperliche Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen oder älteren Jugendlichen zu vermeiden, wurde aber dennoch häufig von diesen angegriffen, teilweise sogar beraubt.

Da Tristan schon früh selbständig werden mußte, bewegte er sich trotz seiner 13 Jahre auch ziemlich selbständig in Höchst. Dabei könnte es zu flüchtigen Kontakten zu Personen der sogenannten "Szene" gekommen sein, ohne daß man Tristan deshalb als Angehöriger des kriminellen Milieus bezeichnen könnte.
Er erscheint eher so, daß Tristan seinem Mörder zufällig begegnete. Allerdings kann auch nicht völlig ausgeschlossen werden, daß Tristan bereits zuvor einmal mit seinem späteren Mörder zusammentraf.

 

10.000 Männer ließen Fingerabdrücke vergleichen

Die Polizei kann im Fall Tristan auf eine beachtliche Zahl kalter Spuren und Fahndungs-Misserfolge zurückblicken. Als Schlag ins Wasser erwies sich der Massentest unter der jüngeren männlichen Bevölkerung mehrerer Stadtteile. Mehr als 10.000 West-Frankfurter sollten ihre Fingerabdrücke mit einem Print vergleichen lassen, den der Täter auf einem später zufällig im Wald gefundenen, mit Blut getränkten Schulbuch Tristans hinterlassen hatte. Der Täter musste sich in Höchst gut ausgekannt haben, denn die Abkürzung durch den unterirdischen Kanal kennen nur Einheimische.

Abgesehen von der hohen Fluktuation in einer großstädtischen Bevölkerung stießen die Polizisten auch an rechtliche Grenzen. Schon unter den gut 4600 ins Visier genommenen Bewohnern der beiden dem Tatort nächsten Stadtteile Höchst und Unterliederbach weigerten sich 54, an der freiwilligen Aktion teilzunehmen. Die Staatsanwaltschaft prüfte und fand keinen rechtlichen Ansatz, wie gegen diese Personen weiter ermittelt werden konnte. Vom Massentest erst gar nicht erfasst wurden tausende Pendler, die jeden Tag auf dem Höchster Bahnhof umsteigen und die ebenfalls in die tausende gehenden Beschäftigten des nahen Industrieparks Höchst.

Auch der "Kannibale von Rotenburg" wurde befragt
Nach menschlichem Ermessen haben die Ermittler kaum etwas unversucht gelassen, den grausamen Fall zu lösen. Neben dem weltweiten Abgleich der Fingerspur haben sie unter anderem den verurteilten "Kannibalen von Rotenburg", Armin Meiwes, befragt. Auch unter dessen dubiosen Internet-Bekanntschaften wurde nach dem Täter gesucht. Eine Familie geriet in den Fokus, weil die Mutter eines Jungen zu häufig auf einer Tristan-Seite im Internet herumklickte - aus Angst, ihr Kind könne auch einmal Opfer eines derartigen Täters werden, wie sie hinterher glaubhaft versicherte. Ebenfalls erfolglos blieb der kriminaltechnisch äußerst anspruchsvolle Versuch, aus dem Fingerabdruck-Fragment kleinste Genspuren des Täters zu isolieren.

Letzte Hoffnung "Aktenzeichen XY"

Ermittler Fey hat die Fingerabdruck-Karteien inzwischen links liegengelassen und sich den übrigen rund 10.000 Spuren gewidmet. Seine vorläufig letzte Hoffnung stützt sich auf zwei Zeugenaussagen, die er in der am 4. April ausgestrahlten ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" präsentieren will. Gesucht wird ein Mann, der seine Haare zur Tatzeit als Pferdeschwanz trug. Ein Mädchen hatte einen solchen Mann im Alter zwischen 20 und 30 Jahren in der Nähe des Tatorts gesehen. Eine Woche später hatte ein ähnlich beschriebener Unbekannter in einer Rechtsanwaltskanzlei in Frankfurt-Höchst um rechtlichen Beistand gebeten. Die Damen der auf Wirtschaftssachen spezialisierten Kanzlei gaben dem abgerissen wirkenden Bittsteller mit einer operierten Hasenscharte die Adresse eines Strafrechtlers. Dort wurde der Mann allerdings nie gesichtet. "Möglicherweise handelt es sich um denselben Mann, der als Täter oder wichtiger Zeuge in Frage kommt", erklärte Fey.

Wollte der Mörder ein Kriegstrauma verarbeiten?

In die Ermittlungen wurden auch das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag und eine Anwerbestelle für Fremdenlegionäre eingeschaltet. In mehreren osteuropäischen Staaten wurden Nachforschungen angestellt, vor allem in Tschechien, denn im Rucksack des Jungen, der ein Jahr nach dem Mord in einem Waldstück entdeckt wurde, fanden die Beamten eine Deutschlandkarte in tschechischer Sprache. Wegen des Verletzungsbildes halten es die Ermittler offenbar für möglich, dass es sich bei dem Mörder um einen traumatisierten Soldaten handelt.

Täter womöglich unauffällig
Die Beamten schließen aber keine Möglichkeit aus. Man dürfe nicht erwarten, dass man bei einer ungewöhnlichen Tat auch auf einen ungewöhnlichen oder ausgeflippten Täter stoße, erklärte ein Analytiker des Bundeskriminalamts in Wiesbaden gegenüber "Spiegel TV". Oft stelle sich im Nachhinein heraus, dass Menschen die solche Taten begehen, eher unauffällig sind.

Also vielleicht ein netter Nachbar? Oder doch ein Schwerstkrimineller mit langem Vorstrafenregister? Ob Tristan seinen Mörder kannte, ob der Tatort zufällig war oder gezielt ausgesucht wurde, all dies bleiben auch nach all den Jahren noch offene Fragen in einem Mordfall, der selbst für hartgesottene Kriminalisten alles andere als gewöhnlicher Alltag ist.

 

NACHTRAG

BITTE NICHT LESEN WER SCHWACHE NERVEN HAT

Ich setze euch auch mal den Rest hier hinein..... bisher war ich mir nicht sicher, ob ich soll oder nicht. Ich denke aber, das jeder ruhig wissen sollte, was für ein Monster den kleinen Tristan umgebracht hat.
Also bitte jetzt nur weiterlesen, wer denkt es ist ok für ihn.


SPIEGEL TV Magazin (Sonntag, 23.10 Uhr, RTL) ist es jetzt gelungen, Einblick in die Ermittlungsakten zu bekommen, und zeigt bisher unveröffentlichte Bilder und Akten. Autor Oliver Becker sprach mit Fahndern wie dem mittlerweile pensionierten Leiter der Mordkommission Rudolf Thomas. Kripo und Staatsanwaltschaft erhoffen sich durch die Zusammenarbeit neue Hinweise auf den Täter.

Laut Tatort-Befundbericht der Kripo vom 26. März entdeckten Kinder um 15.45 Uhr im Liederbach-Tunnel Tristans verstümmelten Leichnam. Der inzwischen verschlossene Tunnel wurde 1937 erbaut und diente seit Jahrzehnten vielen Schülern als Abkürzung zwischen dem Hoechster Bahnhof und einer Grünanlage mit Spielplatz.

Tristans Leichnam entsetzt die Pathologen

Noch in der Mordnacht, ab 22.50 Uhr, protokolliert das Frankfurter Zentrum für Rechtsmedizin in einer über sechsstündigen Obduktion unter der Sektionsnummer 282/98 ein Verletzungsbild, wie es weltweit kein zweites Mal bekannt geworden ist: Das Gesicht des Opfers ist von großflächigen Hämatomen gezeichnet, Spuren schwerster Gewalteinwirkung, vermutlich Faustschlägen. Bis zur Bewusstlosigkeit würgt der Täter den Jungen danach mit einem Unterarmgriff. Schließlich trennt er ihm hinterrücks die Kehle durch: mit einem einzigen Schnitt, von einem Ohr bis zum anderen, so dass der Kopf beinahe vom Rumpf getrennt wird.

Die Polizei findet um den Fundort der Leiche kaum Blut, da der Täter während der Tat mit seinem Opfer im fließenden Wasser des Liederbachs steht. Tristan kann sich während des Kampfs offenbar kurzfristig befreien. Doch der Mörder holt ihn nach kurzer Flucht im Bachbett wieder ein. Dort findet das Leben des Jungen sein tragisches Ende.

Als der Junge längst tot ist, lässt der Mörder noch immer nicht von dem Kind ab: Er schleift Tristan 28 Meter in die Dunkelheit in der Mitte des Tunnels, schneidet große Hautteile und Muskelgewebe aus dem Ober- und Unterschenkel sowie der Hüfte des Opfers heraus.

. Teil: Der Mörder nimmt sich nach der Bluttat Zeit
Ob sich der Täter nicht um seine Entdeckung während der Tat kümmerte, weil er sich am Tatort sicher fühlte, ob er dabei völlig kaltblütig vorging oder ob er sich an der Mordtat berauschte und seine Umgebung während der Tat einfach vergaß, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Die Frankfurter Ermittler entwickelten zum Verhalten des Täters folgende Hypothese: Nachdem der Täter dem Opfer die Körperteile entnommen hatte, wurde die Leiche von ihm sorgfältig und mit relativ großem Aufwand im Tunnel positioniert.

Statt sich nach dem Mord schnell und einfach vom Tatort zu entfernen und die Leiche nach der Tat einfach liegen zu lassen, hat er sie in besonderer Weise zurechtgelegt. Er nimmt sich sogar die Zeit und bringt einen im Kampf verlorenen Schuh des Opfers vom Eingang zurück in die Mitte des Tunnels. Dort legt er die Leiche in einer schlafähnlichen Haltung auf einen Betonsockel, ganz so, als wolle er Tristan dort aufbahren.

Eine Art der Wiedergutmachung?

Bevor der Täter den Tunnel endgültig verlässt, zieht er Tristan die Jacke über den Kopf, um sein Gesicht zu bedecken. Auch seine Hose zieht er über die schweren Schnittverletzungen an den Beinen wieder nach oben. Zumindest ist der Versuch klar erkennbar, auch wenn es nicht vollständig gelingt.

Tristans Schuhe stellt der Täter schließlich exakt auf die Schnittverletzungen an Hüfte und Oberschenkel, und zwar genau so, dass die schweren Verletzungen durch die Schuhe möglichst verdeckt werden. Sie sollen vermutlich die Nacktheit des geschundenen Körpers bedecken. Zusammen mit dem Versuch, die Hose des Opfers wieder hochzuziehen und das Gesicht mit der Jacke zu bedecken, könnte der Täter so versucht haben, die Persönlichkeit des toten Kindes wiederherzustellen. Die Kriminalwissenschaft kennt dieses Verhalten unter dem Begriff des "un-doing" ("ungeschehen machen"), was auf den Versuch einer Art "Wiedergutmachung" hindeuten könnte.

Der hohe zeitliche und organisatorische Aufwand, den der Täter bei der Positionierung der Leiche im Tunnel betrieb, lässt die Vermutung zu, dass ihm die Positionierung der Leiche ebenso wichtig war, wie die Entnahme der Körperteile selbst. Für die Beurteilung der gesamten Tat folgt daraus, dass die Entnahme der Körperteile und die Positionierung der Leiche als Teil einer gesamten Handlung aufgefasst werden könnte.

Blutiger Fingerabdruck auf dem Schulbuch

Inzwischen liegt den Experten des FBI in Quantico (Virginia, USA) der Fall ebenso zur Begutachtung vor wie den Fahndern von Europol und der "International Crime Scene Conference" in Toronto. Ein blutiger Fingerabdruck, den der Täter am Tatort auf einem Schulbuch des Opfers hinterließ, wurde im führenden Institut für Daktyloskopie in Lausanne aufbereitet und in allen weltweit verfügbaren Datenbanken von Fingerspuren abgeglichen. Ohne Erfolg.

In Frankreich, Tschechien und weiteren Staaten Osteuropas wurde zeitweise ebenso intensiv ermittelt, wie in Deutschland. Die Kripo schickte wegen des ungewöhnlichen Verletzungsbildes Anfragen an das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag und überprüft eine Anwerbestelle für Fremdenlegionäre. Ein Gruppe von Fallanalytikern ("Profilern") des BKA bündelt alle verfügbaren Erkenntnisse, um die Persönlichkeit des Täters zu entschlüsseln: Handelt es sich bei dem Mörder um einen "netten Jungen von nebenan"? Einen Schwerstkriminellen mit entsprechenden Vorstrafen? Oder um einen außer Kontrolle geratenen Soldaten, der in dieser Tat ein nicht verarbeitetes Kriegstrauma durchlebte?

Ab 2002 geben in einer bundesweit einmaligen Reihenuntersuchung mehr als 10.000 Männer der westlichen Frankfurter Stadtteile ihren Fingerabdruck freiwillig ab. Doch trotz des enormen Aufwands - drängende Fragen bleiben bislang ungeklärt: Welche Beziehung bestand zwischen Täter und Opfer? Kannten sie sich womöglich? Hat der Täter den Tatort ausgewählt? Darauf wissen die Fahnder keine Antwort. Bislang.
 

 

Polizei gibt nicht auf - Mord an 13-jährigem Tristan noch ungeklärt

Tristan ist gerade mal zehn Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Drei Jahre nach ihrem Tod wird das Kind ermordet - in einem Tunnel in Frankfurt-Höchst. Die Tat geschah bereits 1998. Doch bis heute glaubt die Kripo, den Mörder von Tristan fassen zu können. Denn er hinterließ gleich mehrere Spuren ...

Donnerstag, 26. März 1998. Der 13-jährige Tristan Brübach ist am Nachmittag allein unterwegs. Gegen 14.15 Uhr fährt der Schüler mit dem Bus zum Bahnhof Frankfurt-Höchst. Eine Stunde später wird er von einer Zeugin in einem kleinen Park, der Bruno-Asch-Anlage, gesehen. Sie beobachtet, wie sich zwei Männer neben den Jungen setzen. Es ist das letzte Mal, dass Tristan lebend gesehen wird.

Der Mann mit dem Zopf
Etwa anderthalb Stunden später, gegen 15.45 Uhr: Mehrere Jugendliche wollen die Abkürzung durch einen Tunnel nehmen, durch den der so genannte Liederbach fließt. Sie beobachten einen Mann mit Zopf, der sich über irgendetwas beugt. Was es ist, können sie nicht erkennen.

Ein Mädchen will wenig später ebenfalls einen Mann mit Zopf in der Nähe des Tunnels gesehen haben. Er kommt aus einem Gebüsch und flüchtet.

Grausamer Fund
Gegen 16 Uhr finden zwei Zeugen schließlich die Leiche von Tristan in dem Tunnel unterhalb der Bahngleise. Tristans Kehle ist durchschnitten. Außerdem wurden ihm die Hoden entfernt. In einem Gebüsch am Tatort liegen die Schulbücher des Jungen, darauf ein blutiger Fingerabdruck.

Ein Jahr nach dem brutalen Mord wird der Rucksack des Schülers in einem Waldstück entdeckt.

Personenbeschreibung:
Der Mann, den mehrere Zeugen in der Nähe des Tatorts gesehen haben wollen, war 18 bis 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,85 m groß, schlank, sportliche Figur, heller Teint. Er trug die Haare zum Zopf gebunden. Bekleidet war er mit dunklen Jeans und einer schwarzen Jacke.

Gefundene Gegenstände:
Tristans Rucksack: dunkel, Marke Fishbone. Er wurde ein Jahr nach der Tat in einem Wald bei Niedernhausen gefunden. Darin lag eine Deutschlandkarte in tschechischer Sprache und das Bauteil eines Gaskochers. Den Ermittlungen zufolge wird beides fast ausschließlich in Tschechien verkauft.

Belohnung: Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat führen, ist eine Belohnung von 15.000 Euro ausgesetzt.

Zuständig: Kripo Frankfurt am Main, (069) 75 55 45 10

 

 

     

 

 


 

 

Tristans Mörder endlich gefasst?

 

Von ROBIN MÜHLEBACH und MAX SCHNEIDER

Frankfurt – Steht der schlimmste Mordfall der letzten Jahrzehnte in Frankfurt kurz vor der Aufklärung? 13 Jahre nach der Bluttat an Tristan B. (†13) ist die Mordkommission wie elektrisiert: Ein letzte Woche in Stuttgart festgenommener Kindermörder könnte auch der Killer von Tristan sein!

 

 

Zwei bestialische Morde an kleinen Jungen – und so viele unheimliche, unfassbare Parallelen!

 

Letzte Woche nehmen Fahnder in Stuttgart Bäcker Rolf H. fest. Ein Zufallstreffer! Der 47-Jährige gerät ins Visier der Kripo, weil er in einem Kindersex-Forum aktiv ist. Doch im Verhör gesteht der Eigenbrötler weit mehr – den Mord an Tobias D. (11)! Der Schüler war vor 11 Jahren an einem Teich mit 37 Stichen getötet worden. DNA-Spuren überführen den Bäcker – U-Haft!

 

JETZT SCHALTET SICH DIE FRANKFURTER KRIPO IN DEN FALL EIN!

Die K11-Ermittler haben sich mit den Stuttgarter Kollegen kurzgeschlossen. Nicht nur, weil es um einen ungeklärten Jungen-Mord geht. BILD erfuhr: Kinderkiller Rolf H. trennte seinem Opfer nach der Bluttat die Genitalien ab. Genau wie der (noch unbekannte) Killer im Fall Tristan: Der nahm die Hoden des Schülers als „Trophäe“ mit.

Und es gibt noch mehr Parallelen! Tristan starb 1998, Tobias nur 2 Jahre später. Beide Taten geschahen an abgelegenen Gewässern, beide Male stach der Täter wie im Rausch zu, nahm nicht nur die Genitalien mit, sondern schändete die Leichen auch mit dem Messer.

Hinzu kommt: Im Tristan-Mord jagt die Kripo einen blassen, hageren und 175 cm großen Mann. Die Beschreibung trifft wie ein Faustschlag auf den festgenommenen Rolf H. zu!

Polizeisprecher André Sturmeit bestätigt: „Ja, unser K11 hat Kenntnis von dem Stuttgarter Fall. Wir überprüfen, ob es einen Zusammenhang mit dem Frankfurter Tötungsdelikt gibt.“

Der Tristan-Killer hinterließ damals einen blutigen Teil-Fingerabdruck: Jetzt wird in einem mehrtägigen Spezial-Verfahren beim LKA überprüft, ob dieser Abdruck zu der Hand von Rolf H. passt.

bildonline

 


 

Samstag, 18. August 2012
 
 
Polizei gibt nicht auf - Mord an 13-jährigem Tristan noch ungeklärt
 
Tristan ist gerade mal zehn Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Drei Jahre nach ihrem Tod wird das Kind ermordet - in einem Tunnel in Frankfurt-Höchst. Die Tat geschah bereits 1998. Doch bis heute glaubt die Kripo, den Mörder von Tristan fassen zu können. Denn er hinterließ gleich mehrere Spuren ...
 
Donnerstag, 26. März 1998. Der 13-jährige Tristan Brübach ist am Nachmittag allein unterwegs. Gegen 14.15 Uhr fährt der Schüler mit dem Bus zum Bahnhof Frankfurt-Höchst. Eine Stunde später wird er von einer Zeugin in einem kleinen Park, der Bruno-Asch-Anlage, gesehen. Sie beobachtet, wie sich zwei Männer neben den Jungen setzen. Es ist das letzte Mal, dass Tristan lebend gesehen wird.
 
Der Mann mit dem Zopf 
Etwa anderthalb Stunden später, gegen 15.45 Uhr: Mehrere Jugendliche wollen die Abkürzung durch einen Tunnel nehmen, durch den der so genannte Liederbach fließt. Sie beobachten einen Mann mit Zopf, der sich über irgendetwas beugt. Was es ist, können sie nicht erkennen.
 
Ein Mädchen will wenig später ebenfalls einen Mann mit Zopf in der Nähe des Tunnels gesehen haben. Er kommt aus einem Gebüsch und flüchtet.
 
Grausamer Fund 
Gegen 16 Uhr finden zwei Zeugen schließlich die Leiche von Tristan in dem Tunnel unterhalb der Bahngleise. Tristans Kehle ist durchschnitten. Außerdem wurden ihm die Hoden entfernt. In einem Gebüsch am Tatort liegen die Schulbücher des Jungen, darauf ein blutiger Fingerabdruck.
 
Ein Jahr nach dem brutalen Mord wird der Rucksack des Schülers in einem Waldstück entdeckt. 
 
Personenbeschreibung:
Der Mann, den mehrere Zeugen in der Nähe des Tatorts gesehen haben wollen, war 18 bis 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,85 m groß, schlank, sportliche Figur, heller Teint. Er trug die Haare zum Zopf gebunden. Bekleidet war er mit dunklen Jeans und einer schwarzen Jacke.
 
Gefundene Gegenstände:
Tristans Rucksack: dunkel, Marke Fishbone. Er wurde ein Jahr nach der Tat in einem Wald bei Niedernhausen gefunden. Darin lag eine Deutschlandkarte in tschechischer Sprache und das Bauteil eines Gaskochers. Den Ermittlungen zufolge wird beides fast ausschließlich in Tschechien verkauft. 
 
Belohnung: Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat führen, ist eine Belohnung von 15.000 Euro ausgesetzt.
 
Zuständig: Kripo Frankfurt am Main, (069) 75 55 45 10
 
 
Fotos sind hier zu sehen:
 
http://www.e110.de/index.cfm?event=page.detail&cid=6&fkcid=6&id=456
 
 
e110
 

Mord an Tristan BrübachDie losen Enden

 ·  Vor 15 Jahren wurde das Kind Tristan Brübach ermordet, mitten am Tag, brutal. Der Fall ist ungeklärt. Ermittler Uwe Fey sagt: So darf das nicht bleiben.

 

2010 setzt sich Kriminalhauptkommissar Uwe Fey in sein Auto und fährt nach Südfrankfreich. Bei der Fremdenlegion dort gibt es einen Mann, für den er sich interessiert. Ein Söldner im Dienste der französischen Armee. Der in Tschechien war, kurz bevor in Frankfurt der 13 Jahre alte Tristan Brübach ermordet worden ist. Der seinen Weg zurück über Frankfurt genommen haben muss, ein Mann, bei dem vieles passt. Fey will ihn als Tatverdächtigen vernehmen, ein französisches Gericht hat ihm das erlaubt. Als er in Perpignan ankommt, 30 Kilometer vor der spanischen Grenze, reicht ein Blick in den Einsatzplan der Fremdenlegion: Der Söldner hat ein Alibi. Fey sagt, dass er trotzdem mit dem Mann reden möchte, weil er doch vielleicht etwas weiß über den schon seit zwölf Jahren ungelösten Fall. Er darf es nicht. Seine Erlaubnis, Fragen zu stellen, gilt nur für einen Beschuldigten. Durch das Alibi ist der Fremdenlegionär jetzt aber nur noch Zeuge. Und eine Zeugenvernehmung, sagen die Franzosen, muss Fey neu beantragen.

So war das: 1141 Kilometer hin, 1141 Kilometer zurück, 20 Stunden Autofahrt. Keine Antworten.

Wer aufgibt, hat schon verloren

In seinem Büro im Frankfurter Polizeipräsidium verschränkt Uwe Fey seine Arme vor dem Bauch. Er ist keiner, der mit dem Schicksal hadert. Er ist einer, der einfach sagt, sein Kollege fliege nicht gerne und deshalb seien sie damals mit dem Auto nach Frankreich gefahren. Lautes Lachen. Anders könnte Fey das alles auch gar nicht aushalten. Den Gedanken an den Transporter, den er mit roten Plastikkörben vollgeladen hatte, 2000 Akten aus dem Gefängnis in Höchst, deren Auswertung nichts brachte. Die Erinnerung an die 54 Männer, die sich weigerten, ihre Fingerabdrücke abzugeben, 54 von 4600. Die Momente, in denen er alles wieder auf Anfang stellen musste, obwohl er sich gerade noch sicher war, den Mörder zu haben. Das halbe Jahr, das ihm verlorengegangen ist, weil er in einen Rosenkrieg verwickelt wurde. Es ist, als würde einer versuchen, Pompeji auszugraben. Und andauernd bricht der Vesuv wieder aus.

Wer aufgibt, sagt Fey, hat schon verloren.

Die Eisengitter sind längst rostig

Uwe Fey stellt seinen Dienstwagen immer auf der Sperrfläche vor dem Zebrastreifen am Höchster Bahnhof ab, wenn er zu dem Ort fährt, wo Tristan getötet wurde. Er schmeißt die Polizeikelle auf den Beifahrersitz. Dann sind es noch 300 Meter bis zur Böschung, die steil abfällt, hinunter zum Liederbach, der neben dem Bahnhof durch einen Tunnel fließt. Im Tunnel, auf dem Wandsockel, wurde Tristan damals gefunden, hingelegt, als schliefe er, mit aufgeschlitzter Kehle und ohne Hoden.

Die Tunneleingänge wurden kurz nach dem Mord an dem Jungen vergittert. Die Eisenstäbe sind längst rostig. Fey hat einen Schlüssel, um die Tür aufzuschließen, aber er benutzt ihn nicht oft. Im tropfnassen Schummerlicht gibt es nicht viel zu sehen. Und Fey kennt sowieso alles. Die Peter-Bied-Anlage, wo Tristan zuletzt gesehen wurde. Das schmale Haus an der Liederbacher Straße, in dem er gewohnt hat. Den Spielplatz, auf dem die drei Kinder gespielt haben, die, ohne es zu wissen, einen Mord beobachtet haben.

Abkürzung durch den Tunnel

Fey ist 51 Jahre alt, seit er 16 ist, ist er bei der Polizei, seit 23 Jahren bei der Mordkommission. Es gibt ein paar Fälle, die er nicht lösen konnte. So ist das: Er kann zwar nicht immer beweisen, wer der Mörder ist. Aber er ist immer überzeugt davon, sagt er, zu wissen, wer der Mörder ist. Bei Tristan weiß er es nicht.

Tristan war an dem Donnerstag im März früher als sonst aus der Schule nach Hause gegangen, weil er Rückenschmerzen hatte. Zuletzt wurde er um kurz nach drei in einem Park in der Nähe des Höchster Bahnhofs gesehen. Der Tunnel, durch den dort der Liederbach fließt, war damals eine Abkürzung, die die Kinder oft nahmen, um vom Bahnhof nach Unterliederbach zu kommen. Vielleicht entschied sich auch Tristan am 26. März 1998 dafür. Um halb vier wollten drei andere Kinder durch den Tunnel gehen, stockten aber, als sie im Dunkel einen Mann bemerkten, der sich über etwas am Wandsockel beugte. Sie kehrten um.

Der Mörder hinterließ außer Entsetzen nicht viel

Der Mörder, den sie beobachtet hatten, hinterließ Entsetzen, ansonsten aber nicht viel. Einen verschmierten Abrieb in Tristans Schulbuch, als er sein Messer auf einer der Seiten abwischte. Einen blutigen Fingerabdruck, von so schlechter Qualität, dass er mit keiner Datenbank automatisch abgeglichen werden kann. Tristans Rucksack mit einer DeutschlandKarte auf Tschechisch im Wald bei Niedernhausen. Die Hoden des Jungen und die Teile seiner Muskeln, die der Mörder herausschnitt und in dem Rucksack abtransportierte, wurden nie gefunden.

So etwas, sagt Fey, muss aufgeklärt werden.

„Ich hab Scheiße gebaut“

Aber wo sind die losen Enden? Wenn es sie gibt, dann stecken sie irgendwo in den rund 380 Aktenordnern, die der Fall füllt und in denen 21000 Spuren abgeheftet sind. Nebeneinandergestellt wären die Ordner 22 Meter lang. 2006 hat Fey sie das letzte Mal ganz durchgesehen, Seite für Seite, mit der Hoffnung, dass in den acht Jahren zuvor etwas übersehen worden sein musste. Er fand es. Ein Mädchen hatte am Liederbach einen Mann mit einem Pferdeschwanz aus einem Gebüsch kriechen sehen. Eine Woche nach der Tat, das stand ganz woanders in den Ordnern, war ein Mann mit Pferdeschwanz in einer Frankfurter Anwaltskanzlei aufgetaucht, verwirrt und mit den Worten: „Ich hab Scheiße gebaut.“ Und fast gleichzeitig, las der Ermittler in den Akten, hatte ein Mann mit Zopf in Hofheim einen Jungen in einem Kindergarten belästigt. Fey fieberte: Meinen die alle denselben?

Jahre nach dem Mord entstand ein erstes Phantombild, von einem hageren Mann mit blondem Zopf und einer großen Narbe über der Lippe. 2010 wurde das Bild veröffentlicht.

Die Versager verstecken sich hinter Karriere und Ehrgeiz

Bis heute wurde der Mann, der darauf erfunden wird, nicht gefunden. Das Bild hängt an Feys Pinnwand und verhöhnt den Misserfolg. Davor steckt das Bild des ermordeten Jungen, mit halboffenen Augen, gescheiteltem Pony und mahnt die Aufklärung. Wir kriegen ihn, sagt Fey.

Fey hält nicht viel von den Profilern, wie man sie aus amerikanischen Krimiserien kennt. Er findet, gesunder Menschenverstand reicht aus. Und der sagt ihm, dass der Mord an Tristan ein Sexualverbrechen war. Die Leute von der Operativen Fallanalyse aus Bayern, Spezialisten, eigentlich auch eine Art Profiler, sagten dasselbe, fügt er hinzu. Das macht Fey selten: Jemanden anführen, um seine Meinung zu stützen. „Hinter Karriere, Ehrgeiz und Führungsstreben verstecken sich die eigentlichen Versager des Lebens“, steht auf einer Karte in seinem Büro. Dieses Mal spricht er von den Leuten aus Bayern, die seiner Ansicht sind, weil im Mordfall Tristan Brübach lange Zeit niemand an ein Sexualverbrechen glaubte. Was, fragt Fey, soll es denn sonst sein? Er redet von dem professionellen Schnitt, den der Mörder am Schambein von Tristan ansetzte, von der „Schlachtanleitung für Knaben“, die er im Internet gefunden hat, und davon, dass es ja nur einen Grund dafür geben könne, warum man Tristans Hoden nie gefunden habe. Und dann ein Satz wie Sackhüpfen im Schützengraben: „Das Monster ist der nicht.“ Fey sagt das mit leichtem hessischem Zungenschlag. Pause. „Unser Täter ist überhaupt nicht auffällig.“

Ist da jemand nervös?

Wie jemanden finden, der nicht auffällt? Von 2002 an haben nahezu alle Männer zwischen 18 und 49 Jahren, die zur Tatzeit in Höchst und Unterliederbach wohnten, ihre Fingerabdrücke abgegeben. Fey ist zu jedem hin, der nicht wollte. Vor einem baute er sich auf: „Ich hole jeden einzelnen Fingerabdruck. Dann sind Sie der Einzige, der übrig ist, und dann nehme ich Sie fest.“ Zwei Jahre hat das alles gedauert. 54 Männer verweigerten sich. Ein Riesenaufwand. Kein Ergebnis.

Das erste Mal war Fey sich 2003 sicher: Wir haben ihn. Drei Mal am Tag klickte der Mann, Familienvater, unauffällig, nicht viele Freunde, am Tattag krankgeschrieben, die Internetseite an, die das Bundeskriminalamt zu dem Fall Tristan eingerichtet hatte. Drei Mal am Tag, dabei gab es nur selten etwas Neues. Fey dachte: Ist da jemand nervös? Durchsuchung, Festnahme, das ganze Pipapo, sagt Fey. „Und dann ist das Ding geplatzt wie eine Seifenblase.“ Die Frau des Mannes hatte, in Angst um ihren Sohn, damals im Tristan-Alter, immer wieder auf die Website geklickt. So war das: ganz einfach zu erklären.

Mord wird in Stunden gerechnet

„Meine Alte, diese Drecksau.“ Das war das zweite Mal, dass Fey sich sicher war, am Frankfurter Flughafen: ein Postdirektor a.D., verheiratet, vier Kinder, integrer Mann, vom Haus seiner Familie in Höchst kann man das Haus sehen, in dem Tristan wohnte. Die Frau des Mannes, der inzwischen in den Vereinigten Staaten lebte, gab Fey die entscheidenden Hinweise: Dass die Familie genau zur Tatzeit zu Besuch in Frankfurt gewesen sei. Wen er fragen müsse, um mehr über ihren Mann zu erfahren, der das vielleicht, bestimmt, O Gott!, gewesen sein könnte. Alles passte. Bis auf den Satz am Flughafen, den der Mann sofort sagte, als sie ihn bei einem Besuch in Frankfurt festnehmen wollten. Was wie ein fertiges Puzzle ausgesehen hatte, zerbröselte zu einer gutgestrickten Intrige: Der Mann war zur Tatzeit auf einem Kongress in Brasilien, seine Frau hatte Zeugen bestochen, damit die Fey das erzählten, was sich so passend anhörte. So war das: Die Frau wurde wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt, Fey verlor ein halbes Jahr Zeit. Ein halbes Jahr! Wo doch bei Mord eigentlich nur in Stunden gerechnet wird, den 48 ersten, in denen die Spuren noch frisch, die Erinnerungen der Zeugen noch klar sind.

Von 150 Beamten, die nach Tristans Tod ermittelt haben, ist nur Fey übrig geblieben. Normalerweise. Bis vergangene Woche haben sie im Polizeipräsidium eine heiße Spur verfolgt, da bekam er Hilfe von den Kollegen. Seit langem sah es mal wieder so aus, als könnten sie ihn haben. Inzwischen weiß Fey, dass der verdächtigte Mann unschuldig ist. Schon wieder.

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/mord-an-tristan-bruebach-die-losen-enden-12125962.html


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im folgenden Forum sind 2 Tatortfotos zu sehen. 

ACHTUNG: Bitte nicht anschauen, wer schwache Nerven hat! Danke.

 

http://ungeloeste-kriminalfaelle.forumprofi.de/index.php

 

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